Konny hört auf!
Ein kurzes Statement zum Ende des Soloprojektes „Konny Kleinkunstpunk“
So. Da oben steht´s. Ist tatsächlich so. Ich selbst kann´s gar nicht richtig greifen. Die Entscheidung steht schon eine Weile fest für mich und nun schaff ich´s auch mal sie zu kommunizieren.
15 Jahre mach ich den Quatsch jetz auf der Bühne solo unter dem Namen „Konny“.
Heftig. Ich hätt mir nie träumen lassen, was das fürn Ding geworden ist.
Wieviele Leute das bewegt hat und noch bewegt. Hab ich damit angefangen Lieder zu schreiben und sie schüchtern am Bahnhof für n bisschen Kleingeld vorzusingen, sind die Läden heute knüppelvoll und all das ohne Label. Allet selber jemacht mit viel Hilfe von guten Freund*innen. Puh...und nu is ma Schluss damit... Tja, warum eigentlich?
Ich geh auf jeden Fall im „Guten“ aus dem Projekt raus. Ich hab mich jetz nich mit mir jestritten und muss mich auflösen, oder bin sonstwie sauer auf irgendwas. Vielmehr ist es an der Zeit für Veränderung.
Das merke ich schon länger.
Aber jetz mal paar Facts:
1. Solo touren ist einfach fucking anstrengend! Stell dir vor du bist (wie ich im Jahr 2016) mal so drei Monate am Stück auf Tour. Da gibste Leuten an einem Abend die Hand, spielst, trinkst Bier, hast einen netten Abend, schläfst viel zu kurz und am nächsten Tag sitzte zack schon wieder im Zug aufm Weg zum nächsten Ort. Das ist schön, aber auf Dauer, hast du die ganzen Erlebnisse nur für dich alleine in der Gesamtheit. Wenn du nich mit Band unterwex bist, dann haste keine Leute da, die das mit dir teilen. Und Erzählungen sind selten so viel wert, wie wenn du Dinge gemeinsam erlebst. Und ehrlich: nach 15 Jahren bleibste auch nicht mehr so emotional an den Orten kleben, durch die du durchreist. Das ist eine bittere Erfahrung.
Wenn du alleine auf der Bühne stehst, dann bist du auch irgendwie allein dafür verantwortlich, was da genau passiert. Und wie oft und zunehmend entgleitet mir die Situation und ich werd plötzlich ärgerlich darüber, dass einzelne Leute nicht zuhören oder so... und da heißt die Konsequenz ganz einfach: ich kann und will nicht mehr nur alleine.
2. Ey, so sehr wie ich das toll finde, dass meine Konzerte so häufig so voll sind…
Je größer die Konzerte werden, kriege ich ein seltsames Gefühl, dass sich gaanz langsam, aber sicher in mir breit macht.
Plötzlich stehen die Leute da, und singen die Songs mit, die sie kennen und sind ansonsten aber eher am Bier trinken interessiert. Huch, das war doch mal anders, oder?
Ich war doch mal so´n Heini mit ner Gitarre, und da war noch so´n Haufen Heinis wie icke, und wir hatten einfach nur nen schönen Abend.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin wahnsinnig beeindruckt davon, dass die Sachen, die ich mache, so viele Leute mitreißen, aber irgendwie wars auch echt schön, als die Leute nicht auf ein KONNY-KONZERT!!! gegangen sind, sondern wir uns alle einfach gegenseitig entdeckt haben. Es macht sich eben so ein Gefühl breit, und das krieg ich irgendwie nich mehr wech…kanns eben ja auch noch nicht richtig greifen.
3. Kein Label haben ist zwar Ultra-Rebellisch, aber...
Ey, so schön das ist, sooo unfassbar viele Mails zu kriegen - ich komme nicht mehr hinterher.
Das sind Menschen, die dir einfach nur sagen wollen, was meine Sachen in ihnen auslösen, das sind Leute, die Kritik loswerden wollen, das sind Anfragen, uvm.
Ich möchte nach wie vor gerne jede einzelne Post persönlich beantworten.
Die meisten Leute, die mir in den letzten Jahren geschrieben haben, werden bestätigen: fast jede meiner Mails fängt an mit „Sry, das meine Antwort so spät kommt….“. Ich schaff das nicht mehr.
Nicht nur die mails. Da gehste selber Plakate und Cover siebdrucken, da machste Konzert-Orga, gehst schnell noch paar Gitarrensaiten kaufen und so wieder...
DIY fordert viel ab.
4. Ey…und was soll die ganze Kacke mit der Kohle?!
Da haste dir immer gesagt: „Nein mann, da lebe ich nicht von“
Einfach, weil du dann gezwungen wärst Geld dafür zu nehmen. Und weil de dann gezwungen wärst Konzerte zu spielen.
Und dann haste Bock und willst das in der Intensität weitermachen und dann ist das JobCeter, wenn du 30 bist und seit 20.000 Jahren bei denen bist auch nich mehr so nett zu dir. Aber andererseits willste auch spielen und die wollen, dass du Burger belegen gehst oder son Quatsch….Und dann willste spielen und sagst:
„Oha, auf der Tour hab ich schon zwei Soli-Konzerte, ich muss ja auch noch von was Leben“
Was Bitte?! Kann mir mal irgendwer eine kleben?
So, und nu wach ick viel zu oft morgens auf, und es ist fast so, als hätte mein Gehirn schon 2 Stunden vorher mit dem Tag begonnen, und ich leg los, und ich schaffs nich, und ich hab auch einfach kein Bock mehr drauf so´n Job daraus zu machen, was mal als Experiment in der 7. Klasse mit nem Kumpel zusammen an einer U-Bahn-Haltestelle in Berlin angefangen hat.
Insgesamt überholt mich dieses Projekt ständig und Pausen machen hilft da auch nicht mehr. Ich möchte lieber jetzt mit einem guten Gefühl zu der ganzen Sache ein Endpunkt setzen. Das fühlt sich fremd und schmerzhaft an (immerhin hab ich die Hälfte meines Lebens hauptsächlich da reingesteckt) – aber es fühlt sich auch gut an.
Viele ham das vielleicht mitgekriegt – es gibt ne neue Gang in der ich mitmische.
Sie heißt „Grips und Schaden“ und vieles von meinen Ideen und meiner Kreativität fließt gerade dort hinein. Das macht Spaß und gute Laune – und vor allem bringt mich das weiter.
Hört also nur ein Soloprojekt auf.
Alles andere geht weiter
Ich werde in der Zeit vom 27.02.20 – 12.03.20 eine Abschiedstour fahren und nochmal vernünftig Tschüss sagen...
Bis dahin erstmal wieder alle auf die Straße oder in die Plenumsräume und der AFD oder sonstwem gehörig den Tach versauen!
Nix is zu spät, aber fünf vor zwölfe isset schon.
Lieb jegrüßt,
Konny